ZF hat zu Beginn des Jahres die nächste Generation seines Shuttles für autonomes Fahren im urbanen Umfeld und Mischverkehr vorgestellt. Ein autonom fahrendes Fahrzeug, welches zunächst als Konzept erdacht wurde. Mit dem US-amerikanischen Mobilitätsdienstanbieter Beep nun aber tausendfach in den Vereinigten Staaten auf die Straße kommen soll.
Gemeinsam haben die beiden Unternehmen eine Vereinbarung geschlossen, welche ein Planungsvolumen von mehreren Tausend Level-4-Shuttle-Fahrzeugen für den Einsatz in bestimmten Gebieten der USA vorsieht. Die Kooperation kombiniert das ATS von ZF mit den Mobilitätsdienstleistungen von Beep. Mit dem neuen autonomen Fahrzeug ergänzt ZF das eigene Angebot um eine weitere Shuttle-Variante. Eines kommt hierbei auf abgetrennten Fahrspuren („altes Shuttle“), das andere vor allem im urbanen Umfeld und im Mischverkehr zum Einsatz.
Torsten Gollewski, Leiter Autonomous Mobility Solutions bei ZF, beschreibt die Notwendigkeit für ein solches Fahrzeug wie folgt: „Damit die verkehrsbedingten Emissionen in Metropolen sinken, ist eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs und ein gleichzeitiger Ausbau nachhaltigerer, effizienterer, komfortablerer und bezahlbarerer Mobilitätsangebote erforderlich.“
ZF: Neues Shuttle setzt auf modernste Technologie
Wie ZF in seiner dazugehörigen Mitteilung ausführt, sei das neue Shuttle mit modernster Sensortechnik bestehend aus Lidar-, Radar-, Kamera- und Geräuscherkennungssystemen ausgestattet, die eine präzise Umfelderkennung garantieren. Hinzu kommt weitere Technologie wie die Konnektivitätsplattform ZF ProConnect, die eine Kommunikation mit der Verkehrsinfrastruktur und der Cloud ermöglicht, sowie der Supercomputer ZF ProAI, in dem die Daten im Fahrzeug zusammenlaufen.
Kernstück sei hierbei die AD-Software von ZF, genannt Virtual Driver, durch diese werden Informationsmengen verarbeitet, mittels künstlicher Intelligenz sichere Fahrstrategien abgeleitet sowie als Input an die Aktuatorik weitergegeben. Die Software ist in diesem Zusammenhang der Ersatz für den menschlichen Fahrer. Wodurch Lenkrad und Bremspedal überflüssig werden. Um dennoch genügend Sicherheit aus
Der Virtual Driver ersetzt dabei den menschlichen Fahrer und macht so Lenkrad und Bremspedal überflüssig. Das System ist mit Redundanzen ausgelegt, um die volle Funktions- und Handlungsfähigkeit der Fahrzeuge zu garantieren. Ausgewiesen wird die Erfüllung der hohen Sicherheits- und Qualitätsanforderungen der Automobilindustrie als auch die geltenden Cyber Security Standards durch eine entsprechende „Automotive Grade“-Zertifizierung.
Modulare Bauweise erlaubt maximale Flexibilität
Das autonome Shuttle von ZF ist modular aufgebaut. Hierdurch steht eine wählbare Batteriekapazität zwischen 50 und 100 kWh zur Verfügung. Hiermit soll es dem Shuttle der nächsten Generation möglich sein, bis zu 130 Kilometer rein elektrisch zurückzulegen. Die maximale Geschwindigkeit beträgt hierbei zunächst 40 km/h. In der weiteren Entwicklung kann diese auf 80 km/h erhöht werden. Im Inneren des autonom fahrenden Shuttles finden bis zu 22 Personen, bei 15 zur Verfügung stehenden Sitzplätzen Platz. Kunden können über das Layout von Sitz- und Stehplätzen und das Interieur individuell entscheiden.

ZF betont hierbei jedoch, dass das Fahrzeug den Anforderungen des „Americans with Disabilities Act“ – ein US-amerikanisches Bundesgesetz, dass die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung vorschreibt – entspricht. Dank Vorder- und Hinterradlenkung und Kneeling-Funktion verkleinert sich beim Anfahren einer Haltestelle der Abstand zum Gehsteig auf ein Minimum. Damit ist das Shuttle in der Lage, präzise an Haltestellen anzudocken und einen barrierefreien Ein- und Ausstieg zu ermöglichen.
Partnerschaft mit Beep – ZF industrialisiert Shuttle-Geschäft
Mit dem US-amerikanischen Mobilitätsanbieter Beep hat ZF bereits einen Partner für seine neue Shuttle-Generation gewinnen können: Die Vereinbarung umfasst ein Planungsvolumen von mehreren tausend Level 4 Shuttle-Fahrzeugen für den Einsatz in bestimmten Gebieten der USA. Beep testet seit mehr als drei Jahren autonome Shuttles und hat dabei mehr als 100.000 Fahrstunden absolviert. Das Unternehmen betreibt in Lake Nona, Florida das größte und am längsten bestehende private autonome Mobilitätsnetz in den USA.
Joe Moye, CEO von Beep, gibt zu verstehen: „Mit diesem Shuttle können wir unserer Vision nachgehen, die Mobilität gerechter zu gestalten und die Kohlendioxid-Emissionen zu reduzieren, indem wir Einsatzmöglichkeiten erweitern und gleichzeitig die Anforderungen der Industrie an Lebensdauer, Leistung und Sicherheit der Fahrzeuge erfüllen.“
Derzeit findet die Evaluierung einer Reihe möglicher Einsatzorte und Strecken für den Einsatz des ZF-Shuttles statt. Steht dies, soll mit der Einflottung der Fahrzeuge begonnen werden. Dabei sieht sich ZF nicht nur als Shuttle-Anbieter, sondern als Partner für den gesamten Lebenszyklus seiner Shuttles. Daher umfasst die Partnerschaft auch ein umfassendes Servicekonzept, um einen reibungslosen Betrieb und damit eine maximale Einsatzzeit der Shuttles zu ermöglichen.
„Beim Service können sich Kunden auf unser umfangreiches globales Netz mit 20.000 Werkstattpartnern weltweit verlassen. Allein in Nordamerika haben wir rund 3000 Werkstattpartner, sodass eine schnelle Versorgung und Betreuung stets gewährleistet ist“, betont Marco Neubold, Leiter der Business Line Industrial Aftermarket und Autonomous Mobility bei ZF Aftermarket.
ZF verspricht sich durch das neue Shuttle sowie die Partnerschaft mit Beep eine führende Rolle in der künftigen Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs einzunehmen. „Damit setzen wir konsequent unsere Strategie um, das fahrerlose Fahren nach Level 4 zuerst mit Nutzfahrzeugen und Shuttles in den operativen Betrieb zu bringen. Autonomes Transportsysteme sind keine Vision mehr. Wir starten mit der Umsetzung“, betont Torsten Gollewski.
Quelle: ZF – Pressemitteilung