XPeng, der chinesische Hersteller für Elektrofahrzeuge, führt in zwei seiner Flagship-Modelle eine neue Fahrassistenz ein, die der FSD-Funktion (= Full Self-Driving) von Tesla ähnelt. Das Unternehmen sieht darin einen bedeutenden Fortschritt seiner Fähigkeiten im assistierten Fahren.
Meilenstein hin zum autonomen Fahren
Ende März dieses Jahres begann der Autohersteller XPeng (NYSE: XPEV) mit der Ausführung eines neuen drahtlosen Updates, Xmart OS 4.2.0. Dies macht XPengs Fahrzeuge G9 und P7i für die neue Generation intelligenter Fahrsysteme namens XNGP zugänglich. Dieses XNGP-System werde dem Unternehmen zufolge 2024 als Advanced Driver Assistance System (= ADAS) seine vollständige Markteinführung haben.
Das Update bringe laut Herstellerangaben nicht nur bessere Funktionen für das assistierte Fahren, sondern auch 27 neue Funktionen, 52 Optimierungen und mehr als 40 grundlegende Verbesserungen.
Nach dem Ende der sechstägigen Mission X 2023 XNGP-Testfahrt im März und der XNGP-Technologiesitzung in Shanghai wurde der Plan zum Update von Wu Xinzhou, Vizepräsident und Leiter des Zentrums für autonomes Fahren bei XPeng, angekündigt.
Dem Unternehmen zufolge sei das intelligente Fahrsystem XNGP die ultimative Produktform des assistierten Fahrens, bevor das vollständige autonome Fahren erreicht wird. In seiner Vollversion werde das XNGP-System nicht auf hochpräzise Karten angewiesen sein und könne ein assistiertes Fahrerlebnis von Anfang bis Ende ermöglichen. XPeng hat die neue Funktion in einer P5-Limousine getestet. Das System ist mit City NGP (= City Navigation Guided Pilot) ausgestattet und bereits für den P5 in Guangzhou und Shenzhen verfügbar.
Vom assistierten Fahren zum selbstfahrenden Auto
Dem Unternehmen zufolge sei die erste Phase von XNGP erreicht, in der die City NGP-Funktion für G9 Max und P7i Max in Shanghai, Shenzhen und Guangzhou, drei Städten mit hochpräziser Kartenabdeckung, verfügbar ist. Damit können die Fahrzeuge in Gebieten mit entsprechenden Kartendaten Zielorte innerhalb der Stadt erreichen. Zusätzlich zu den mit XNGP ausgestatteten Modellen G9 Max und P7i Max wird City NGP auch für den XPeng P5 in Shanghai verfügbar sein.
In der zweiten Phase, die XPeng in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 einführen wird, sollen Spurwechsel, Überholen und Abbiegen auf chinesische Großstädte ohne genauen Kartendaten ausgedehnt werden, während die Fahrassistenz in vollem Umfang für das Jahr 2024 geplant ist.
Wenn die vollständige Einführung des XNGP-Systems 2024 abgeschlossen ist, werde das assistierte Fahren in vollem Umfang von Anfang bis Ende nutzbar sein, so das Unternehmen. Auch in anderen Städten, in denen es keine hochpräzise Kartenabdeckung gibt, verbessere XNGP die Möglichkeiten des assistierten Fahrens erheblich.
Zu den autonomen Manövern gehören das Folgen, Überholen und Umfahren von stehenden Fahrzeugen oder Objekten sowie die Erkennung von Ampeln, der autonome Spurwechsel und das Ausweichen von anderen Verkehrsteilnehmer*innen.
Autonom von der Stadt auf die Schnellstraße
Neben dem City NGP entwickele XPeng auch ein Highway NGP der nächsten Generation, so Wu. Der neue Highway NGP basiere dabei auf der XNGP-Technologie, die erhebliche Verbesserungen in Bezug auf Sicherheit, Benutzerfreundlichkeit, Komfort und Interaktionsmethoden biete.
Außerdem, so Wu, schreite die Entwicklung des neuen Highway NGP durch XPeng wie erwartet voran und werde den Nutzer*innen des XNGP-Systems mit dem nächsten großen OTA-Update (= over the air) zur Verfügung stehen.
Mehr Unabhängigkeit von Kartendaten
In Gebieten ohne ausreichende Kartenabdeckung will XPeng im Laufe des Jahres zumindest die Fähigkeit zum Links- und Rechtsabbiegen einführen, um das Fahrerlebnis in diesen Gebieten näher an City NGP heranzuführen. Die Konkurrenzunternehmen im Bereich des assistierten Fahrens entwickeln derzeit Produkte, die weitgehend auf hochpräzisen Karten basieren. XPeng ist einer der wenigen Anbieter, die sich künftig nicht mehr auf diese Karten verlassen wollen.
XPeng hat zu diesem Zweck XNet entwickelt, das sich nicht auf hochpräzise Karten, sondern nur auf die reine visuelle Wahrnehmung stützt. Dabei, so XPeng, handele es sich um das erste und einzige serienmäßig hergestellte BEV-Wahrnehmungssystem (= Battery Electric Vehicle) in China.
Das visuelle System ist in der Lage, die von mehreren Kameras gesammelten Daten zusammenzuführen, um 4D-Informationen über dynamische Ziele und 3D-Informationen über statische Ziele zu bündeln, so das Unternehmen.
In Zukunft werden die Fahrer*innen also nicht mehr auf Gebiete mit ausreichenden Kartendaten eingeschränkt, sondern sie werden bald in der Lage sein, in einer größeren Anzahl von Städten und Szenarien ein hochwertiges, assistiertes Fahrerlebnis zu genießen, so XPeng.
Anfang März stellte DeepRoute, ein ebenfalls chinesisches Unternehmen für selbstfahrende Autos, das von Alibaba unterstützt wird, seine neue Lösung – Driver 3.0 – vor, die nach eigenen Angaben ohne hochpräzise Karten auskomme und die durch Geo-Fencing auferlegten Beschränkungen aufhebe.
Quelle: CnEVPost – XPeng sees new milestone in autonomous driving, rolls out Tesla FSD-like assisted driving capability to 2 flagship models