Das Handelsblatt hat in seinem jüngsten Artikel interne Informationen von Tesla veröffentlicht und die Probleme von Tesla mit seinem Autopiloten beziehungsweise Full-Self Driving System (FSD) zusammengefasst. Lucas Bublitz, Team Lead Technology, Safety and Regulation der P3 automotive GmbH, hat einen Kommentar zum derzeitigen Stand der Dinge verfasst.
Die aktuellen Diskussionen über die Tesla Files konzentrieren sich vor allem auf Teslas visionszentrierten Erfassungsansatz für das ADAS/AD-System. Ja, der bildzentrierte Ansatz ist zweifellos ein einzigartiger und risikoreicherer Weg. Allerdings ist die Qualität der Leistung in einigen Aspekten ähnlich oder sogar besser als bei den ADAS-Benchmark-Systemen. Was uns Sorgen bereitet, ist das Sicherheitshandling insgesamt und das Problemmanagement in Bezug auf sicherheitskritische Vorfälle im Feld, wie es im Artikel heißt.
Seit 2012, als der Hype um fortschrittliche ADAS- und AD-Funktionen begann, begleitet die Diskussion um die Gewährleistung sicherer, zuverlässiger und geschützter Fahrzeuge die AD-Branche, und sie ist immer noch am relevantesten. Selbstfahrende Systeme sind komplex und werden in einigen Aspekten – aufgrund des Einsatzes von Machine & Deep Learning – noch eine Grauzone für einige AD-Funktionen sein.
Auf der Grundlage klarer systematischer Entwicklungsansätze und Sicherheitsprozesse (wie in der Norm ISO 26262, ISO 21448 und der AD-Regelung als UN ECE oder in der EU festgelegt) muss die Industrie jedoch das Verhalten der „unbekannten Unbekannten“ dieser Grauzone auf ein Minimum reduzieren und sogar versuchen, sie näher an eine White Box zu entwickeln. Sicherheit muss in der Unternehmenskultur und in der funktionalen und technischen Entwicklung oberste Priorität haben. Folglich muss die Technologie- und Automobilindustrie die Sicherheitsanforderungen harmonisieren und robuste Prozesse implementieren, die Einzelpunktausfälle vermeiden, wie wir es bei Tesla FSD sehen können.
Ferner unterstreicht der Artikel des Handelsblatts die Notwendigkeit eines systematischen Ansatzes für den Umgang mit Fehlern im Feld. Wenn sicherheitskritische Vorfälle im Feld auftreten, muss es einen klaren und systematischen Ansatz für die Analyse und Behebung geben.
Tesla steht mit diesem Problem nicht alleine da, sondern verfügt bereits über eine funktionierende Spitzentechnologie für sein „(real) on-time“ Feldüberwachungskonzept. Dennoch ist eine Feldüberwachung ohne einen sicherheitskritischen Ansatz zur Behandlung von Zwischenfällen unzureichend. Die Tesla-Files zeigen, dass ADAS/AD-Unternehmen Gegenmaßnahmen definieren und einen adäquaten Prozess für die Feldüberwachung einrichten müssen.