Am 22. Februar 2023 erfolgte der Startschuss für das neue Mercedes-Betriebssystem MB.OS. Um Punkt 19:30 Uhr erhielten Autos wie die aktuelle S-Klasse ein drahtloses Update aufgespielt, mit dem sie jetzt erstmalig auf Google Points of Interests (POI) zugreifen können. Denn Mercedes öffnet sich mit dem Betriebssystem neuen Partnern, darunter Google.
Schon für den Sommer 2023 sei der nächste große Wurf geplant, wie man aus Stuttgart erfährt. Dann wird das Infotainment der E-Klasse mit neuen Funktionen wie Soundvisualisierung inklusive Dolby Atmos ausgestattet. Alles in allem von außen eher als kleine Schritte zu sehen, legen diese den Grundstein zum „nächsten großen Ding“, wie man zu verstehen gibt. Denn man geht in Ausbaustufen vor. Mercedes nennt die aktuelle Ausbau-Stufe, MB.OS 0.8. Auf die 1.0-Version des MB.OS müssen die Kunden noch rund 20 Monate warten.
Dies alles soll dazu führen, dass Mercedes seine Technik bis Mitte des Jahres einmal auf links gedreht hat. Spätestens dann bekommen Kompakt- und Mittelklassewagen eine neue Architektur verpasst: Die Mercedes-Benz Modular Architecture (MMA) ist für Elektromotoren konzipiert. Im Haus des Stuttgarter Automobilherstellers kommt die Einführung der neuen digitalen Architektur einer Revolution gleich.
Man bricht zugleich mit mehreren Traditionen: Das neue Betriebssystem trägt den Namen MB.OS und ist ein sogenanntes Chip-to-Cloud-System. „Damit kontrollieren wir die Befehlskette vom Schalter bis zur Cloud“, erklärt Vadim Weis, der sich um die Integration der Apps kümmert. Vier Steuergeräte sind künftig für das System verantwortlich. Nicht mehr eine Vielzahl solcher. Mercedes-Chef Ola Källenius gibt zu verstehen: „Wir denken das Auto neu“, dafür packe man „erstmals einen Super Computer in den Mercedes“, so der Schwede.
Entwickelt wurde das Betriebssystem In-House, basierend auf Linux sei aber zeitgleich offen für Partner wie Nvidia. „Das Ziel beim MB.OS ist automatisiertes Fahren Level 3 bei Tempo 130 km/h“, erklärt Software-Chef Magnus Östberg. Um das zu erreichen, packt der Autobauer einen Luminar Hightech-Lidar der nächsten Generation ins Fahrzeug, der nicht nur sehr kompakt, sondern auch sehr leistungsfähig ist.
Mit einer eigenen Plattform sei es zudem möglich, Android-Apps eine Heimat zu bieten. Ein Spiegeln des eigenen Smartphones werde damit nicht mehr notwendig sein. Aber auch die Zusammenarbeit mit Apple wird fortgesetzt. Auch, wenn man die Richtung bereits als eingeschlagen sehen darf. Mercedes-Experten vergleichen das neue Betriebssystem mit einem Haus, das dem Autobauer gehört, bei dem man sich eine Wohnung mieten, aber nicht kaufen kann.
Der eigene Mercedes will somit noch mehr zum Verweilen einladen. Es lässt sich beispielsweise auf den Rücksitzen per Amazon Fire Stick auch weitere TV-Programme und Streamingdienste ins Auto holen. Über freischaltbare Systeme lässt sich für Mercedes auch Geld verdienen. Irgendwann mal sollen die Autofahrer aus Tausenden von Spielen wählen können, aktuell ist es lediglich der virtuelle Steinschleuder-Klassiker Angry Birds.
Durch die offene Plattform kann man das Infotainment je nach Region maßschneidern: also Google für Nordamerika, aber etwas anderes für Korea. Auch die Wünsche der Autofahrer fließen in die Verbesserungen ein. Datensicherheit stehe dabei ganz oben: „Wir machen nichts ohne die rechtliche Zustimmung der Kunden“, so Östberg. „Durch die steten Updates wird das Auto niemals alt“, ergänzt Markus Schäfer, ähnlich wie das bei einem Smartphone der Fall ist.
Quelle: Mercedes-Benz – Pressemitteilung