Ende letzten Jahres veröffentlichte das börsennotierte Softwareunternehmen Aurora einen Überblick zu seinen Jahresleistungen, zu Fortschritten und Meilensteinen, aktuellen Zahlen sowie alten und neuen Zusammenarbeiten. Dabei verzeichnete das Startup ein schnelles Wachstum, auch im Geschäftsbereich autonomer LKW-Transporte, was unter dem Namen Aurora Horizon läuft und bis Ende 2024 auf den US-amerikanischen Straßen unterwegs sein soll.
Die Neuigkeiten im Überblick
Neue Kundschaft und Auftragserweiterung: Werner, Schneider und Uber Freight
Nach eigenen Angaben habe Aurora damit begonnen, Transporte für verschiedene Unternehmen zu fahren. Dazu gehören Ladungen des Logistikanbieters und Spediteurs für FTL (= Full Truck Load) Werner zwischen Fort Worth und El Paso, mehr Fahrten für Uber Freight auf derselben Strecke sowie Transporte für den Transportdienstleister Schneider zwischen Dallas und Houston.
Auf der Strecke zwischen Fort Worth und El Paso hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten an einem Pilotprojekt mit der US-Grenzbehörde Border Patrol gearbeitet, um die Binnengrenzkontrollen mit autonomen LKW zu ermöglichen und verbessern. Auf dieser neuen Frachtroute, die knapp 600 Meilen lang durch Texas geht und eine der verkehrsreichsten US-amerikanischen Straßen für den LKW-Transport ist, solle der kommerzielle Betrieb von autonomen LKW geübt werden.
Zusammenarbeiten: Ryder, FedEx, U.S. XPress und Covenant
Im vergangenen Jahr haben sich für Aurora sowohl Ausweitungen der Zusammenarbeit mit bereits bestehenden Partnern als auch neue Partnerschaften ergeben.
Der Anbieter von Lieferketten- und Flottenmanagementlösungen Ryder ist einer davon. Künftig werden dessen Techniker*innen in der neuen Wartungswerkstatt für LKW an einem Terminal im Süden von Dallas regelmäßige Reparaturen und Wartungsarbeiten für die von Aurora Driver betriebenen LKW durchführen, so das Unternehmen. Dadurch solle die Auslastung und Betriebszeit der LKW erhöht werden, welche autonom Ladungen durch Texas transportieren.
Außerdem sei dem Bericht zufolge Anfang 2022 das Pilotprojekt mit FedEx auf die nächste Stufe gehoben worden, wobei zusätzlich zu täglichen Transporten zwischen Dallas und Houston auch die Strecke von Fort Worth nach El Paso dazugekommen sei.
Mit dem Transportunternehmen U.S. XPress kooperiert Aurora, um herauszufinden, wie die autonome Software den Betrieb des Unternehmens ergänzen und verbessern sowie gegebenenfalls einen Bedarf in der Lieferkette decken kann.
Ähnlich verhält es sich mit der neuen Zusammenarbeit, die mit dem Transport- und Logistikdienstleister Covenant angekündigt wurde: Dabei solle der Fernverkehr optimiert werden, so Aurora.
Gemeinsam mit Herstellern: Volvo, Toyota und Kenworth
Um eine autonome Transportlösung von Hub zu Hub in ganz Nordamerika zu betreiben, hat Aurora eine Partnerschaft mit Volvo Autonomous Solutions bekannt gegeben.
Zur Vorbereitung auf die Markteinführung von Aurora Connect, dem autonomen Ride-Hailing-Service, der auf die Markteinführung von Aurora Horizon folgen soll, sei das Startup nach eigenen Angaben nun gemeinsam mit Toyota in Texas unterwegs. Dabei wurden Fahrzeuge von Toyota mit dem Aurora Driver System auf öffentlichen Straßen in Texas vorgestellt und getestet.
Außerdem begann die Zusammenarbeit des Startups mit dem US-amerikanischen LKW-Hersteller Kenworth. Daraus entstand ein Prototyp der autonomiefähigen LKW-Plattform T680 Next Gen, die kritische, redundante Systeme umfasst, welche laut Unternehmensangaben eine wesentliche Rolle bei der Gewährleistung eines sicheren fahrerlosen Betriebs spielen werden.
Neue Standorte und Terminals: Fort Worth, El Paso, Pittsburgh und Bozeman
Um Ladungen der Kundschaft abholen und absetzen zu können, wurden neue Terminals von Aurora in Fort Worth und El Paso eingerichtet. Wie auch das Terminal in Dallas seien diese Standorte nach Angaben des Unternehmens mit der technischen und betrieblichen Infrastruktur ausgestattet, die die autonomen LKW für den täglichen Transport von Kundengütern benötigen.
Die neue Niederlassung von Aurora in Pittsburgh wurde 2022 offiziell zur Unternehmenszentrale ernannt, während in Bozeman (Montana) der Bau einer neuen Anlage begann. Diese soll auf 78.0000 Quadratmetern Forschungs- und Entwicklungslabors, Produktionsfläche und eine Reinraumanlage, eine Garage und einen Büroraum umfassen. Außerdem wurde eine Zusammenarbeit mit der Montana State University begonnen, um ein hochmodernes Testgelände für LiDAR-Technologie zu eröffnen, für die Entwicklung künftiger Generationen von FirstLight LiDAR.
Sicherheit als Priorität: Ansatz, Bericht und FMS
Sicherheit habe bei Aurora höchste Priorität, so das Unternehmen. Daher wurde 2022 der Sicherheitsansatz präsentiert, indem mehr über die Sicherheitsarbeit berichtet wurde. Ein Teil dieser öffentlichen Kommunikation ist der Sicherheitsbericht. Diese freiwillige Selbsteinschätzung beschreibt Prozesse und Praktiken, die der Entwicklung und dem Betrieb der autonomen Fahrzeuge zugrunde liegen:
„As part of our commitment to sharing our work with regulators, shareholders, and the general public, we recently released our 2022 Voluntary Safety Self-Assessment—a Safety Report that describes the safety processes and practices that drive the development and deployment of our autonomous vehicles“ – Aurora Team Online
Zudem wurde 2022 das Fault Management System (= FMS) von Aurora Driver auf öffentlichen Straßen in Texas implementiert und vorgestellt. Es wurde entwickelt, um mögliche Fehler im System zu erkennen und zu entschärfen. Damit werde sichergestellt, dass keine Fahrgäste oder andere Verkehrsteilnehmer*innen gefährdet werden, so Aurora.
Unternehmenswerte: Vielfalt, Gemeinschaft und Bildung
Aurora habe nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr die Unternehmenswerte mit dem neuen, sechsten Wert „Celebrate our Diversity“ überarbeitet, der anerkennen soll, wie unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen das Team stärken und helfen, die Welt besser zu repräsentieren. Entsprechend fördere und verbinde Aurora Unified Groups alle Identitäten und Hintergründe.
Zudem habe sich das Startup dem Bericht zufolge verpflichtet, in den Regionen, in denen es die selbstfahrenden Fahrzeuge entwickelt und einsetzt, aktives Mitglieder der Gemeinschaft zu sein. Daher nahmen Beschäftigte an Gemeindeveranstaltungen im ganzen Land teil:
„In 2022, we attended community events across the country, engaging local organizations, regional leaders, and hundreds of thousands of people. We also hosted community and regulatory leaders for autonomous vehicle rides and tours of our offices—from the Mayor of Mountain View to the Governor of Pennsylvania.“ – Aurora Team Online
Hinsichtlich der Bildung ging Aurora neben der Montana State University auch eine Zusammenarbeit mit dem Pittsburgh Technical College ein. In dem 18-monatigen Programm zu Robotics & Autonomous Engineering Technology sollen nun Robotik-Ingenieur*innen der Zukunft ausgebildet werden. Bis 2024 sollen in diesem Rahmen Stipendien in einer Höhe von insgesamt 65.000 USD finanziert werden.
Gemeinsam mit der Politik: HB 2398, Capitol Hill und Pete Buttigieg
Um selbstfahrende PKW und LKW schneller auf die Straßen bringen zu können und dürfen, arbeitet Aurora mit der US-amerikanischen Politik zusammen. So wurde beispielsweise von der Legislative in Pennsylvania das Gesetz HB 2398 verabschiedet, das fahrerlose Tests und den Einsatz autonomer Fahrzeuge auf staatlichen Straßen ermöglicht.
Hinsichtlich der gesetzlichen Antragstellung stand Aurora jedoch im April 2023 in der Kritik von US-Gewerkschaftern. Der Ausnahmeantrag des Unternehmens zur Sicherung und Beleuchtung von autonomen LKW wurde dabei als unzureichend kritisiert.
Anfang 2022 vertrat Nat Beuse, Vizepräsident für Sicherheit bei Aurora, die Branche für selbstfahrende Autos auf dem Capitol Hill, wo er Aurora zufolge zum Safety Case Framework ausgesagt habe. Er habe dabei erklärt, dass die Entwicklung autonomer Fahrzeugtechnologien nicht bedeute, dass man sich zwischen Innovation und Sicherheit entscheiden muss.
Hohen Besuch an Bord eines Aurora-LKW gab es schließlich mit dem US-Verkehrsminister Pete Buttigieg. Er sowie andere Vertreter*innen des Verkehrswesens waren bei einer Probefahrt anwesend auf einer Rennstrecke in der kalifornischen Bay Area. Anschließend sei mit Führungsmitgliedern des Unternehmens über Sicherheit und Transformation der Technologie diskutiert worden, so Aurora.
Veröffentlichungen: Roadmap Aurora Horizon, Aurora Beacon und Betaversion der Software
Neben den genannten Ereignissen im Jahr 2022 gab es drei weitere, bedeutende Veröffentlichungen des Technologieunternehmens.
Während die veröffentlichte Roadmap der anstehenden Arbeiten bis zur Markteinführung der LKW-Software Aurora Horizon vorgestellt wurde, ist Aurora Beacon ein Tool zum Flottenmanagement, dass Kunden von Aurora Horizon völlige Transparenz und Kontrolle über die Fahrzeuge ermögliche, so das Unternehmen. Zu den Fähigkeiten des neuen Programms gehören u. a. Planung, Überwachung und Kontrolle, sowohl der Flotte als auch einzelner Fahrzeuge.
Außerdem sei am Ende jedes Quartals 2022 eine aktualisierte Betaversion der Software von Aurora veröffentlicht worden. Mit jeder Version seien kritische Fähigkeiten eingeführt worden, die die Sicherheit im kommerziellen Betrieb gewährleisten.
Aurora 2022 in Zahlen
- 766 ausgelieferte Ladungen
- über 5.100 Tonnen beförderte Fracht
- 496.000 transportierte Pakete
- 2 Industriekooperationen
- 2 OEM-Partner für LKW (OEM = Original Equipment Manufacturer)
- 1 Partner für Vor-Ort-Wartung
- 101.865 US-Dollar Spenden an lokale Lebensmittelbanken
- Flotte von 31 LKW und 8 PKW
Für dieses Jahr 2023 habe sich Aurora den kommerziellen Start von Aurora Horizon, dem autonomen LKW-Service, vorgenommen. Außerdem werde weiterhin an sicherer, autonomer Mobilität gearbeitet.
Quelle: Aurora – Progress in 2022: Pilots, product updates, and more