Als erster Automobilhersteller hat Ford in diesem Jahr eine Zulassung für Fahren ohne Hände am Lenkrad in Großbritannien bekommen. Die Zulassung umfasse, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung im April, bestimmte britische Schnellstraßen und das elektrische Fahrzeugmodell Ford Mustang Mach-E mit dem Fahrassistenzsystem BlueCruise.
Teilautomatisierung von Ford
Die BlueCruise-Technologie vom Level 2 der SAE-Skala, die im elektrischen SUV-Modell Ford Mustang Mach-E erhältlich ist, kann als Abonnement im Fahrzeug aktiviert werden. Das Assistenzsystem hat dabei eine Vielzahl von Funktionen: Es erfasst auf bis zu 130 km/h Fahrbahnmarkierungen und Geschwindigkeitsbegrenzungen, reagiert auf veränderte Verkehrsbedingungen, regelt die Lenkung, beschleunigt, bremst und hält das Fahrzeug mit der intelligenten adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage (IACC) in der Spur. Außerdem kann BlueCruise den Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmer:innen halten und die Aufmerksamkeit der eigenen Fahrer:innen überwachen, wobei Ford nach eigenen Angaben mit Infrarotkameras arbeite. Diese moderne Sensorik trägt maßgeblich zur Sicherheit des Systems bei.
Bei der Entwicklung und Zulassung des Fahrassistenzsystems habe die Sicherheit von Nutzer:innen und anderen Verkehrsteilnehmer:innen an erster Stelle gestanden, so Ford in der Pressemitteilung. Dazu wurde auch reichlich getestet: In den USA und Kanada seien bereits mehr als 102 Millionen Kilometer im BlueCruise-Modus teilautomatisiert und ohne Hände am Steuer zurückgelegt worden. Dies betraf knapp 193.000 Fahrzeuge der Marke Ford und des Tochterunternehmens Lincoln, deren Daten nun in das zugelassene System eingearbeitet wurden. Daraufhin ging BlueCruise in Nordamerika 2021 in Serie und wurde von Consumer Reports in den USA als bestes aktives Fahrerassistenzsystem ausgezeichnet.
Außerdem könne das System BlueCruise von Ford Verkehrssituationen, Tempolimits sowie die Aufmerksamkeit der Fahrer:innen präzise erfassen, sodass es als vertrauenswürdig und sicher gilt. Künftig plane der Konzern, BlueCruise auch in weiteren europäischen Ländern verfügbar zu machen, sobald es die Zulassungsvorschriften ermöglichen.
Erste Zulassung in Großbritannien
Als erstes Fahrzeug hat der Ford Mustang Mach-E vom britischen Verkehrsministerium nun also eine Zulassung bekommen. Nach den Tests in den USA und Kanada haben Ingenier:innen BlueCruise in Europa auf weiteren 160.000 km im Straßenverkehr getestet. Diese Validierungsfahrten haben, so Ford, die Funktionsweise des Assistenzsystems auch bei widrigen Bedingungen bestätigt.
In sogenannten Blue Zones in England, Schottland und Wales darf BlueCruise nun auf 3.700 km Autobahnstrecke im Verkehr genutzt werden – ohne Hände am Steuer. Wie bei Level-2-Fahrzeugen üblich, muss die fahrende Person jedoch weiterhin die volle Aufmerksamkeit in allen Verkehrssituationen haben und gegebenenfalls in der Lage sein, das Steuer zu übernehmen. Auch die Verantwortung bleibt bei eingeschaltetem Fahrassistenzsystem bei den Fahrer:innen.
Auch Großbritannien positioniert sich mit der Zulassung des Fahrassistenzsystems an vorderster Linie des Fortschritts. Jesse Norman, der Verkehrsminister des Vereinigten Königsreichs, sei daher froh, dass sich Ford bei der europäischen Erstzulassung der BlueCruise-Technologie für Großbritannien entschieden habe:
„Damit stehen wir in puncto Innovationen einmal mehr in der vordersten Reihe […]. Dieses besonders moderne Assistenzsystem macht Fahrten mit dem Auto komfortabler und leichter, kann sich aber auch auf die Verkehrssicherheit positiv auswirken, denn es reduziert den Spielraum für menschliche Fehler.“ – Jesse Norman, Verkehrsminister des Vereinigten Königsreichs
Für Martin Sander sei mit der Zulassung ein großer Schritt in Richtung Mobilität der Zukunft getan:
„Es kommt nicht alle Tage vor, dass wir behaupten dürfen: Die Zukunft ist angebrochen. Doch jetzt hat Ford BlueCruise als erstes teilautomatisiertes System seiner Art die Zulassung für den Betrieb in einem europäischen Land erhalten. Das stellt einen wahrhaft bedeutenden Schritt für unsere Branche dar.“ – Martin Sander, Geschäftsführer von Ford Model e Europa
Gelassenheit und Komfort mit BlueCruise
Da das Reisen auf den heutigen Autobahnen auch für sichere Fahrer:innen oft eine Herausforderung oder gar Einschüchterung darstelle, biete BlueCruise die Möglichkeit, einen Teil der komplexen Aufgaben im Straßenverkehr abzunehmen, so Sander. Dies erleichtere das Fahren und sorge für ein gewisses Extra an Gelassenheit und Komfort.
Auch Lisa Brankin sieht in dem steigenden Komfort mit BlueCruise ein wesentliches Upgrade beim Fahrerlebnis. Die Zulassung sei daher ein wichtiger Schritt für die Mobilität der Zukunft:
„Der heutige Tag markiert einen besonderen Moment für unsere Branche, denn mit Ford BlueCruise erhält erstmals in Großbritannien ein System die behördliche Zulassung, das Autofahren ohne Hände am Lenkrad ermöglicht […]. Es ist seit jeher unser Bestreben, unseren Kunden modernste Technologien anbieten zu können. BlueCruise ist in diesem Sinne der nächste Schritt.“ – Lisa Brankin, Leitende Geschäftsführerin Ford UK & Irland
Um BlueCruise im Mustang Mach-E des Modelljahres 2023 zu aktivieren, können Fahrer:innen nach einer 90-tägigen, kostenfreien Probephase das Abo für 17,99 Britische Pfund (ca. 21 Euro) monatlich nutzen. Außerdem arbeite Ford daran, BlueCruise auch in älteren Modellen durch drahtlose Software-Updates anbieten zu können.
BlueCruise im Detail
Bei eingeschaltetem IACC in einer zulässigen Blue Zone prüft das Fahrzeug die Voraussetzungen für den automatisierten Modus, wie z. B. gut erkennbare Straßenmarkierungen. Bevor das Fahrassistenzsystem eingeschaltet wird, muss die fahrende Person auf die Straße schauen und die Hände am Lenkrad haben. Es erfolgt ein Hinweis des Fahrzeugs im Kombiinstrument, dessen Lichtsignale möglichst barrierefrei gestaltet wurden, da sie auch für farbenblinde Personen erkennbar sind.
Im eingeschalteten Modus kann das Fahrzeug das Tempo anpassen zwischen Stillstand, beispielsweise im Stau, und einer festgelegten Höchstgeschwindigkeit. Dabei passt es sich selbstverständlich auch an die jeweiligen Geschwindigkeitsvorgaben des Streckenabschnitts sowie vorausschauend an Kurven an. Für maximalen Komfort richtet sich das Fahrzeug mittig auf der Fahrspur aus, außer bei kritischen Situationen, wie beispielsweise einem breiten LKW auf der nächsten Fahrspur. Automatisch deaktiviert wird das System, wenn Fahrer:innen die Kontrolle wieder übernehmen, was jederzeit möglich ist.
Um all das zu ermöglichen, nutze Ford nach eigenen Angaben eine leistungsstarke Regeleinheit, die die Daten der Sensoren auswertet und verarbeitet. Die Sensorik besteht aus fünf Radareinheiten, die Position und Umfeld des Fahrzeugs erkennen. Eine weitere Frontkamera erkennt Straßenmarkierungen und Schilder.
Außerdem kommt die bereits genannte Infrarotkamera zum Einsatz, die die Aufmerksamkeit der fahrenden Person anhand der Kopfhaltung kontrolliert, auch mit Sonnenbrille. Bei Unaufmerksamkeit wie auch bei der fehlenden Kontrollübernahme am Ende einer Blue Zone erfolgt erst ein optisches und dann ein akustisches Signal, bevor das System selbstständig abbremst.
Torsten Wey zufolge sei das BlueCruise-System von Ford durch die fortschrittlichen Sicherheitsmerkmale aus gutem Grund das erste behördlich zugelassene System dieser Art für freihändiges Fahren in Europa:
„Wir haben bewiesen, dass die Nutzung des Systems sicherheitsrelevant unterstützen kann, solange der Fahrer das Verkehrsgeschehen immer im Auge behält […]. Das bedeutet: BlueCruise kann dabei unterstützen, das Autofahren auch für andere Verkehrsteilnehmer angenehmer zu machen.“ – Torsten Wey, Leiter Advanced Driver Assistance Systems bei Ford Europa
Elektrisch und innovativ: Ford Mustang Mach-E
Das elektrische SUV-Modell Mustang Mach-E von Ford hatte bereits vor der Zulassung von BlueCruise eine fortschrittliche Ausstattung mit einem Pre-Collision-Assistenten, Parkassistenz sowie einem Infotainmentsystem und 15,5 Zoll Touchscreen. Außerdem können Software-Updates durch das FordPass Connect6 Modem kabellos durchgeführt werden, um das Fahrzeug automatisch ohne Werkstattaufenthalt auf dem neusten Stand zu halten.
Mit einer rein elektrischen Reichweite von max. 600 km ist das Fahrzeugmodell außerdem nachhaltig unterwegs und profitiert von Europas größtem Ladenetz: dem BlueOval Charge-Netzwerk von Ford mit über 450.000 Ladepunkten. Dazu hat sich der Konzern große Ziele gesetzt, denn bis 2035 will Ford vollständig klimaneutral sein bei Produktion, Logistik und Zulieferern. Außerdem sollen künftig mehr Elektroautos angeboten werden.
Quelle: Ford – Pressemitteilung vom 14.04.2023