Der Verkauf deutscher Automobilhersteller nimmt ab, wohingegen das autonome Fahren laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey sehr rentabel sein kann: Von 400 Milliarden US-Dollar könnten Hersteller mit der neuartigen Technologie profitieren, pro Jahr.
Konkurrenz aus den USA und China
Die USA erheben Führungsanspruch auf diese Technologie und auch China hat eine Reihe von Innovationen hervorgebracht. Doch wie sieht es hierzulande aus? Sind deutsche Autobauer in der Lage beziehungsweise willens, sich dem Trend anzuschließen?
Laut Kersten Heineke, einem Co-Autor der Studie, ist das durchaus möglich:
„Zwar haben einige Unternehmen den Marktstart ihrer vollautomatischen Fahrzeuge verschoben, aber bei Fahrassistenzsystemen sehen wir große Sprünge“ – Kersten Heineke, Co-Autor der McKinsey-Studie
Volker Wissing zufolge sei es eine Problematik in Deutschland, Erfolge sichtbar zu kommunizieren. Denn tatsächlich bekam Deutschland Anfang 2023 von der amerikanischen Wirtschaftsgruppierung Consumer Technology Association (CTA) in Las Vegas die Bestnote für autonomes Fahren. Das ist in Deutschland kaum bekannt, während in chinesischen und US-amerikanischen Städten bekanntermaßen bereits zahlreiche Robotaxi-Fahrdienste unterwegs sind.
Gesetzlicher Rahmen für deutsche Straßen
Die Voraussetzungen für die Zulassung eines Fahrzeugs sind in Deutschland bedeutend höher, als in den USA, wo sich beispielsweise der Hersteller Tesla selbst zertifiziert hat. Entsprechend gab es bisher bereits einige Zwischenfälle, selbst wenn es sich nur um innerstädtische Auffahrunfälle oder Softwareausfälle handelte.
Die strenge Gesetzgebung, die Deutschland also zu bremsen scheint, verhindert, dass schnelle Innovationen die Sicherheit der Straßen riskieren. Entsprechend dürfen autonome Fahrzeuge hierzulande bisher nur auf Autobahnen, bei max. 60 km/h, trockener Fahrbahn und bei Helligkeit fahren. Sicherheit als Priorität ist aber auch notwendig für ein Vertrauen der Verbraucher*innen in die Technologie, denn selbst das beste autonome Fahrzeug ist ohne Nutzer*innen nutzlos.
Der Blick von Expert*innen
Viele verschiedene Institutionen sind sich einig, dass Deutschland als Innovationsstandort mit Automobiltradition bestehen kann. Bisher ist Mercedes Benz marktführend mit der S-Klasse sowie dem elektrischen EQS. Beide haben eine Selbstfahrfunktion auf Level 3. Außerdem gibt es bereits Projekte, wie AHOI in Hamburg, die vom Bund gefördert werden, um vollautonome Technologien auf deutsche Straßen zu bringen.
Auch die Professorin Gitta Kutyniok mit den Fachbereichen künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen sieht in der Genauigkeit deutscher Autobauer eine Chance für den Fortschritt:
„Wir können auf jeden Fall mithalten, und ich glaube, wir sollten auch nicht den Eindruck immer wieder wiederholen, dass die Amerikaner oder Chinesen oder andere weiter sind als wir hier. […] Das ist oftmals auch deutsche Technologie, die auf diesen Märkten auch schon erprobt wird.“ – Hildegard Müller, VDA-Präsidentin
Welche neuen Wege die Automobilindustrie in Deutschland künftig gehen wird, bleibt offen. An der TU München werden am Lehrstuhl für Automobiltechnik bereits neue Möglichkeiten erforscht und erprobt. Der Professor des Lehrstuhls, Markus Lienkamp, will mit seinem Konzept von open source und open access eine geteilte Datenbank für Autohersteller schaffen, schließlich sind Daten die Grundlage für Genauigkeit und Sicherheit beim autonomen Fahren:
Quelle: ZDF – Autonomes Fahren: Wie deutsche Autobauer profitieren können