Auf der Verbindungsstrecke zwischen dem Mineta San Jose International Airport (SJC), der Diridon Station und dem westlichen Santa Clara Valley im kalifornischen San Jose sollen künftig autonome PRTs (= personal rapid transport vehicles) als Fortbewegungsmittel Personen transportieren. Dabei hat sich dieses Konzept unter insgesamt 23 Bewerbung aus dem Jahr 2019 durchgesetzt.
Was und wo sind PRTs?
Die autonomen Personentransportfahrzeuge sind aufgrund ihrer Nachhaltigkeit und niedrigeren Kosten für Kommunen interessant. Wie praktikabel sind PRTs aber wirklich und wie verbreitet sind die Fahrzeuge aktuell?
Ohne Umstieg oder Zwischenstopp von A nach B transportiert werden, also von einem Ausgangspunkt beispielsweise zu einer Station innerhalb eines Stadtgebietes: Das ist die Idee der PRTs. Die kleinen Fahrzeuge für drei bis sechs Reisende fahren automatisiert auf exklusiven Wegen, die vom restlichen Straßenverkehr abgegrenzt liegen. Auf diesen festgelegten Routen sind die kleinen Gondeln für Fahrgäste ein schnelles Verkehrsmittel.
Als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr haben PRTs mehrere Vorteile, u. a. geringere Investitionskosten im Vergleich zur Stadtbahn sowie niedrigere Betriebskosten im Vergleich zu Bussen. Zudem sind der Energieverbrauch und die Emissionen geringer als bei herkömmlichen Autos.
Zwischen 1968 und 1976 wurde bei der Aerospace Corporation an dem PRT-System gearbeitet. Probleme, die dabei damals adressiert wurden, sind ausreichende Streckenkapazitäten, die Steuerung in großflächigen Netzen, die Zuverlässigkeit des Verkehrsmittels, die Ästhetik sowie die Kosten. Vor allem Letzteres im Verhältnis zur Leistungsfähigkeit ist in der Entwicklung von Bedeutung gewesen.
Die Wirtschaftlichkeit der PRT-Systeme wurde in verschiedenen Energiekonzepten erforscht, u. a. in Form von Magnetschwebebahnen, mit Oberleitungen, dritten Stromschienen und Batteriespeichern, wobei bisher nur die letzten beiden Konzepte dem Technology Readiness Level 7 für PRT-Systeme entsprechen. Neben der Energieversorgung musste auch das Gewicht der mobilen Gondeln optimiert werden, um möglichst gering zu sein. Momentan sind vor allem Li-Ionen-Batterien im Einsatz als am besten geeignete Technik.
Derzeit sind PRT-Netze nur an wenigen Standorten im Einsatz, u. a. am Flughafen Heathrow und in Dubai.
Heathrow
- 21 Gondeln mit jeweils vier Passagieren und Gepäck
- spezieller, erhöht gebauter Fahrweg mit Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h
- 800 Passagier*innen pro Tag
- Verringerung der Emissionen, da anstelle von Shuttlebussen
- batteriebetriebene, fahrerlose Wägen
- klein gebaut, sodass es sich in Flughafeninfrastruktur einfügt
- insgesamt 3,8 km zu drei Stationen
- 1 Million Fahrgäste erreicht im Jahr 2013
Dubai
- Teil des Programms 2030 Dubai Future Accelerator mit dem Ziel, 25 % des täglichen Verkehrs voll zu automatisieren
- RTA (= Road and Transport Authority) investiert dafür 410.000 $ (1,5 Millionen Dirham) für Forschung und Entwicklung der Gondeln
- Straßen- und Verkehrsbehörde des Emirats RTA ist stark in autonome Projekte involviert
- zusätzlich werden 5 selbstfahrende Chevrolet Bolts getestet, um Daten zu sammeln und sich mit der Beschilderung, den Verkehrssignalen und dem Verhalten der Fahrer*innen vertraut zu machen
Flughafentransport in San Jose
Nun sind die PRTs also auch für San Jose in Kalifornien geplant. 2019 wurden für das Projekt 23 Bewerbungen eingereicht, die meisten für Busse, Straßenbahnen oder Shuttles, oft elektrisch und/oder autonom. Auch Elon Musk reichte einen Vorschlag über seine The Boring Company ein, die einen Tunnelbau zwischen Flughafen und Bahnhof vorschlug. Die eingereichten Beiträge wurden von der Stadt veröffentlicht.
Dass die Wahl auf die automatisierten Transportgondeln fiel, ist bei der geringen Anzahl an Referenzen eine kleine Überraschung. Das Netzwerk soll bald auf etwas mehr als anderthalb Meter breiten Spuren fahren und vier Personen pro Gondel zwischen dem Flughafen und zwei zentraleren Bereichen der Stadt transportieren können.
Halten die PRTs aber wirklich, was sie versprechen, also eine kostengünstigere und schnellere Alternative zu bisherigen Transportmitteln? Schneller als herkömmliche autonome Fahrzeuge, die die regulären Straßen mitbenutzen, sind die Gondeln sicher, denn durch die Überlastung der öffentlichen Straßen mit allen Formen von Fahrzeugen sind autonome Autos vor Staus und stockendem Verkehr nicht gefeit.
Auch hinsichtlich der Kapazität und der Kosten seien die PRTs dem Unternehmen Glydways zufolge besser aufgestellt. Dabei nennen sie eine Auslastung von bis zu 10.000 Fahrgästen pro Stunde, Investitionskosten von 5% des traditionellen Nahverkehrs sowie Betriebskosten von 0,25$ pro zurückgelegter Meile. Auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit konnte der Projektentwurf die Entscheidungsträger*innen in San Jose überzeugen, denn das Konzept verspricht Effizienz und geringe Emissionen.
Das Unternehmen Glydways, das in San Francisco ansässig und seit sieben Jahren im Betrieb ist, arbeitet gemeinsam mit dem Entwickler Plenary America zusammen an dem Projekt in San Jose. Während Letzterer als Investor, Entwickler und Verwalter die Projektleitung innehat, stellt Glydways die Mobilitätssysteme her, die auf Kapazität und flexiblen Abruf ausgelegt sind. So funktionieren die Gondeln des Herstellers nur über das Bestellen mittels App, wobei eine Fahrt knapp 6$ kostet.
Der Bau könnte zwischen 2026 und 2028 beginnen, sofern die Stadt den Bau final freigibt. Zuvor werden entsprechend der Vorvereinbarung mit Plenary America und Glydways einige Umwelt- und technische Prüfungen durchgeführt sowie ein Validierungsbericht erstellt. Wie viel Zeit der Bau in Anspruch nehmen wird, sei noch nicht abzuschätzen, so Ramses Madou, der Leiter der Abteilung für Planung, Politik und Nachhaltigkeit in der Verkehrsabteilung von San Jose.
Im besten Fall erwarte man sich durch den Bau eine geringere Auslastung der öffentlichen Straßen in und um die Stadt sowie schnellere Transportmöglichkeiten für Reisende. Dabei rechne man mit 9.000 bis 20.000 Fahrgästen täglich, so der Projektleiter Brian Stanke.